LABORFÜHRUNG Zwei Beispiele: „Als Zahnärztin wissen Sie, dass sich Patienten nach der Eingliederung über einen perfekten Zahnersatz freuen, und deshalb ist unsere neue Preisliste ein Schritt in die richtige Richtung für uns beide, um noch mehr begeisterte Patienten zu haben.“ „Wir haben doch alle bereits die Erfahrung ge- macht, dass es gelegentlich zu Verzögerungen kommt, insbesondere, wenn ich an meine letzte Reise mit der Bahn denke. Und ab und zu passieren solche Dinge auch bei uns im Labor.“ Nehmen Sie sich ein wenig Zeit und suchen Sie Universali- en, die Sie in Ihre Gespräche mit Praxisinhabern und Praxi- sinhaberinnen einbauen und lassen Sie sich davon überra- schen, wie interessiert und angetan Ihr Gegenüber darauf reagiert. Nachdem Sie bemerkt haben, dass sich eine entspannte Gesprächsatmosphäre entwickelt hat (ähnliche Körperhal- tung, Gesten, Atemrhythmus, Sprechgeschwindigkeit etc.), gehen Sie zum nächsten Schritt über: der Führung. Dazu ist es wichtig, das, worauf Sie gerade noch geachtet haben, zum Teil oder sogar ganz zu unterlassen. Nutzen Sie ein verändertes Sprechtempo, verändern Sie Ihre At- mung, nutzen Sie Worte aus anderen Sinneskanälen und bringen Sie jetzt Ihre Argumente zielsicher und überzeu- gend in das Gespräch ein. Unbewusst wird bei Ihrem Ge- genüber eine Verwirrung eintreten und er oder sie wird alles unternehmen, um die zuvor durch Sie geschaffene gute Gesprächsatmosphäre wieder herzustellen. Folgen Sie diesen Bemühungen und gleichen Sie sich wieder an. Dies wird die Atmosphäre noch weiter entspannen und das bereits aufgebaute Vertrauen vertiefen. Es kommt ganz entscheidend darauf an, den Inhalt des Gesprächs vom eigentlichen Gesprächsprozess zu trennen und den Aufbau des Gesprächsprozesses so zu gestalten, dass Argumente nicht nur Gehör finden, sondern diesen auch zugestimmt wird. Dem „buyers remorse“ vorbeugen Ebenso wichtig ist das Vermeiden des sog. „buyers remor- se“ (Kaufreue). Hierbei handelt es sich um ein Phänomen, das häufig eintritt, nachdem ein Kauf oder eine Vereinba- rung erfolgt ist und eine der beteiligten Parteien Reue be- züglich des Kaufs oder Gesprächsergebnisses entwickelt. Meist kommt es zu einem „buyers remorse“, indem man Bekannte, Geschäftspartner/-partnerinnen oder Freunde über das Ergebnis eines Gesprächs oder Geschäftsab- schlusses informiert und diese Einwände dagegen vorbrin- gen. Es können dabei Bemerkungen wie „Das hättest du doch wesentlich günstiger bekommen können“, „Da hast du dich von deinem Labor aber so richtig um den Finger wickeln lassen“ oder „Ich hätte dem aber so richtig die Meinung gesagt und erst mal weitere Forderungen auf- gestellt“ dazu führen, dass derjenige daran zu zweifeln beginnt, eine gute Entscheidung getroffen zu haben. Das können Sie dadurch umgehen, indem Sie nach dem Gespräch Ihrem Gegenüber in die Augen blicken, wäh- rend Sie ihm oder ihr die Hand reichen und beispielsweise in fester Überzeugung sagen: „Ich danke Ihnen und wir wissen, dass wir beide gemeinsam zu einer ausgezeichne- ten Einigung gekommen sind, die uns beide in die richtige Richtung führt und mehr als nur Erfolg verspricht, egal, was andere sagen werden.“ Fazit Es gibt einige wichtige Grundregeln für erfolgreiche Kom- munikation, die man kennen und in den eigenen Werk- zeugkasten übernehmen sollte. An dieser Stelle konnte nur auf einige Teile dieser Grundlagen eingegangen wer- den. Diese stellen jedoch die Basis dar und können jeder- zeit erweitert werden. Wichtig ist es, täglich an den darge- stellten Techniken zu arbeiten, um sie persönlich weiterzuentwickeln, zu vertiefen und in die tägliche Rou- tine übergehen zu lassen. Es ist wie mit den ersten Schrit- ten im Zahntechnikerhandwerk: Zu Beginn wirkt alles neu, ein wenig unklar, aber gleichzeitig interessant und man hat Lust darauf, mehr zu lernen, um eines Tages perfekten Zahnersatz herzustellen. Genauso ist es mit Kommunika- tionstechniken, die zu noch erfolgreicheren Gesprächen und Verhandlungen führen, als man sich dies vorstellen konnte. Sven Thiele – foreign.dentist@googlemail.com privatzahnärztliche Praxis) 1986–2020 Zahnarzt (kassenzahnärztliche und später 2009–2020 Dozent am King’s College London seit 1996 seit 1996 Autor zahlreicher Bücher und Fachartikel zertifizierter NLP-Trainer und Klinischer Hypnotherapeut Publizist und Referent Weiterführende Literatur [1] [2] Thiele, S. (2018). Abenteuer Praxiskommunikation: Der Zauber des Erfolgs, steckandose, London Thiele, S. (2018). Das zahnärztliche Beratungsgespräch: Patienten erfolgreich überzeugen (PraxisImpulse, Band 1), steckandose, London 238 ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 28 | Ausgabe 04 | September 2024 | 236–238