ZAHNMEDIZIN moleküle wie Zytokine, das knochenspezifische morphogeneti- sche Protein, Transforming Growth Factor-Beta (TGF-1) und der fibroblastische Wachstumsfaktor 2 (FGF2) [17,18,20]. In der Kli- nik konnte es in folgenden Verlauf implementiert werden: Nach Desinfektion des Wurzelkanals wird mehrmals ultraschallaktiviert mit EDTA gespült, die Lösung wird aus dem Wurzelkanal ent- nommen, die Dentinmatrixproteine durch Zentrifugation auf- konzentriert und anschließend mit einem Trägermaterial ver- mischt und in den Kanal zurückgegeben [18,20,37,38]. Ein weiterer Schritt, der bisher nur auf der Forschungsebene geblie- ben ist, könnte die Zelltransplantation sein, bei der ein Gerüstmate- rial sowohl mit Signalmolekülen als auch mit Stammzellen besetzt ist [20,39]. Derzeit gibt es fünf Haupttypen von Zahn-Stammzellen (DSCs): Zahnpulpa-Stammzellen (DPSCs), Stammzellen aus exfolier- ten Milchzähnen (SHED), Stammzellen aus der apikalen Papille (SCAP), parodontale Ligament-Stammzellen (PDLSCs) und dentale Follikel-Vorläuferzellen (DFPCs) [39,40]. Nakashima et al. haben er- folgreich fünf Patienten mit irreversibler Pulpitis mittels MDPSCs- Transplantation behandelt [41]. Trotzdem ist die Umsetzung dieser Anwendung in der zahnärztlichen Praxis noch schwierig [20]. Den- noch ist das Thema heute ein großes Forschungsgebiet; leider fehlt es noch an Evidenz, dass PRP oder andere Gerüste die Regeneration des Pulpa-Dentin-Komplexes verbessern könnten. Insgesamt wird die induzierte Blutung häufiger als ein Gerüst bei der RET eines nicht vitalen, unreifen, bleibenden Zahns empfohlen [8,9,42]. Das verwen- dete Gerüst wird am besten mit einem hydraulischen Kalziumsilikat- zement, wie MTA oder Biodentin, verschlossen [8,9], da sich beide Materialien gut für die Vitalerhaltung der Zahnpulpa und für den apikalen Plug bewährt haben [43,44]. Um das Verfärbungsrisiko von MTA selbst oder nach Kontakt des Materials mit Blut zu vermeiden, sollten hydraulische Kalziumsilikatzemente unterhalb des Zement- Schmelz-Übergangs platziert werden [8,9]. Die Richtlinien der American Association of Endodontists für regenerative endodontische Verfahren definieren den Erfolg anhand von drei Kriterien: • primäres Ziel (essenziell): Beseitigung der Symptome und Nachweis einer knöchernen Heilung • sekundäres Ziel (wünschenswert): apikaler Verschluss sowie Zunahme der Wurzellänge und der Dentinstärke • tertiäres Ziel: positive Reaktion auf den Vitalitätstest [8,9] Das primäre Ziel, die Auflösung der Anzeichen/Symptome einer In- fektion und die Heilung des Knochens, ist in der Regel erreichbar [17]. Die letzten systematischen Übersichten zeigten, dass die Er- folgsrate für die Auflösung einer periapikalen Pathologie in 91% der Fälle mit RET zuverlässig erreicht wurde [12,17,45]. Sekundäre Er- gebnisse wie eine weitere Wurzelentwicklung (80%) und eine apika- le Verschlussbildung (76%) waren deutlich variabler [12,17,45]. Nach Chen et al. [46] können fünf verschiedene Typen der Ge- webereaktion nach RET an permanenten Zähnen mit nicht ab- geschlossenem Wurzelwachstum, nekrotischer Pulpa und api- kaler Läsion beobachtet werden: • Typ 1: apikaler Verschluss und Zunahme der Wurzellänge und der Dentinstärke • Typ 2: stumpfe und geschlossene Wurzelspitze ohne Anzei- chen von Wurzelentwicklung • Typ 3: Fortsetzung der Wurzelentwicklung, aber ohne Schlie- ßung des apikalen Foramens • Typ 4: gut erkennbare Mineralisationen im Wurzelkanalraum • Typ 5: Bildung einer Hartgewebsbarriere im Wurzelkanal zwi- schen dem koronalen MTA-Plug und der Wurzelspitze [1,46] In unserem Fall wurde der primär erwünschte Typ 1 einer Gewebe- reaktion als apikaler Verschluss beobachtet, der eine Zunahme der Wurzellänge sowie der Wurzeldentindicke beschreibt. Diogenes et al. berichteten, dass das tertiäre Ziel der Rückkehr einer positiven Reaktion auf den Pulpasensibilitätstest nach RET von unreifen bleibenden Zähnen mit nekrotischer Pulpa in 50 bis 60% der veröffentlichten Fälle erreicht wurde [47]. Histologi- sche Befunde eines menschlichen, unreifen bleibenden Zahnes mit apikaler Parodontitis nach RET zeigten ein zementartiges, knochenähnliches Gewebe, faseriges Bindegewebe und Ner- venfasern im Kanal, jedoch nicht das Pulpagewebe, obwohl der Pulpasensibilitätstest positiv war [48]. Daher bedeutet eine posi- tive Reaktion auf den Pulpasensibilitätstest von unreifen blei- benden Zähnen mit nekrotischer Pulpa nach RET nicht unbe- dingt eine Regeneration des Pulpagewebes [17]. Obwohl Schmoeckel et al. gute langfristige Ergebnisse von RET bis acht Jahre nach der Behandlung zeigten [1], gibt es nur wenige lang- fristige Studien für Ergebnisse von über zwei Jahren [12,13], sodass noch keine finale Prognose zur Erhaltung von Zähnen, die mit RET behandelt wurden, abgegeben werden kann. Häufige Komplikationen im Zusammenhang mit RETs sind Schmerzreaktionen, Zahnverfärbungen und intrakanaläre Ver- kalkungen [1]. Zahnverfärbungen könnten theoretisch vermie- den werden, indem folgende Empfehlungen befolgt werden: • Auf die Verwendung von Minocyclin ist entweder zu verzich- ten, oder es sollte nur bis zur Höhe der Schmelz-Zement- Grenze nach dem Versiegeln der Pulpakammer mit einem Dentin-Bonding-Agent platziert werden. • Verwendung einer resorbierbaren Matrix über dem Blutge- rinnsel, die es von den Barrierematerialien trennt • Verwendung eines hydraulischen Kalziumsilikatzements als Barrierematerial unterhalb der CEJ ohne Bismuthoxide, statt- dessen mit Zirkoniumoxid [7] Bei verfärbten Zähnen nach einer RET hat sich ein internes Blea- ching als eine wenig invasive Behandlungsoption mit vorherseh- barem Ergebnis gezeigt [49,50]. Wenn das Ergebnis den ästhe- tischen Ansprüchen nicht genügen sollte, könnten sekundäre invasivere Interventionen, wie die Versorgung mit keramischen Restaurationen, immer noch in Erwägung gezogen werden [7]. Sekundäre intrakanaläre Kalzifikationen oder Obliterationen sind ebenfalls ein häufiges Problem bei Zähnen, die initial mit RETs be- handelt wurden. Sie wurden von Song et al. als „revascularizati- on-associated intracanal calcification“ (RAIC) definiert. RAIC wur- de in 62,1% der Fälle einer RET festgestellt, wobei ein progressiver Verlauf der Kalzifikation im Laufe der Zeit beobachtet wurde [51]. Einige Studien weisen darauf hin, dass intrakanaläre Kalzifikatio- nen nicht als pathologischer Zustand interpretiert werden sollten [52]. Trotzdem könnte eine übermäßige Kalzifikation weiterfüh- rende endodontische Behandlungen verkomplizieren, falls eine weitere Infektion auftritt, und ebenso die Lokalisation des Wur- zelkanales erschweren. Bei Patienten/-innen, die nach RET unter RAIC leiden, ist eine weitere Behandlung in der Regel nicht not- 238 ZMK | Jg. 41 | Ausgabe 5 | Mai 2025 | 232 – 239